Samstag, 11. Januar 2014

Penelopes Geschichtenwerk: Endlichkeit

Endlich habe ich diese traurig-schöne Geschichte, die so vor einigen Wochen passierte, aufgeschrieben. Fühlt Euch unterhalten und angerührt, inspiriert und auch beruhigt. Denn auch Trauriges beinhaltet ja immer wieder auch Schönes.

Endlichkeit

Erschrocken sieht das Mädchen seine Mutter an, als es das tote Kaninchen in sein Grab legen will. „Mama, sie ist ja ganz hart!“, sagt die Kleine. Während sie hilflos vor dem ausgehobenen Loch steht, hält sie ihr „tollstes Kaninchen der Welt“ in den kleinen Händen.
Die Mama erklärt ihr, dass das immer so sei, wenn jemand stirbt. Und dass die Seele, also das, was ihr tolles Kaninchen ausgemacht hat, die Persönlichkeit, die Eigenarten und alles, was dem Mädchen so wichtig war an diesem kleinen Tier, schon den Körper verlassen hat.
„Schau, sie sieht ihr noch ähnlich, aber sie ist auch schon irgendwie fremd geworden, oder?“, fragt Mama.
Das Mädchen nickt. „Wo ist denn Evas Seele jetzt?“, fragt es.
„Sie ist sicherlich schon im Himmel. Bestimmt ist sie gerade auf einem Stern und springt ohne Schmerzen herum“, antwortet Mama.
Das Mädchen legt Eva vorsichtig in das Loch in der Erde. Vorher hatte es die schönste Papierserviette, die es finden konnte, hineingelegt. Darauf liegt die Kaninchendame nun.
Plötzlich bekommt das kleine Mädchen Panik. „Mama, das Ohr, das Ohr ist ganz geknickt! Kannst Du ihr bitte das Ohr richtig hineinlegen?“
Mama ordnet das Kaninchen-Ohr.
„So ist es besser, oder?“, fragt sie.
Mit Tränen in den Augen nickt das Mädchen.
„Möchtest Du etwas sagen?“, fragt Mama.
„Du“, entgegnet das Mädchen.
Mama nickt. „Eva, es war schön, Dich kennen gelernt zu haben. Wir sind sehr traurig, dass Du nicht mehr lebst. Wir hoffen, dass es Dir nun gut geht und dass Du keine Schmerzen mehr hast“, sagt Mama feierlich.
Das Mädchen muss lachen. Mama weint und lacht auch.
„Komm, wir decken sie zu und legen ihr noch Blumen hinein“, sagt Mama und reicht dem Mädchen eine weitere der schönen Servietten. Beide legen Rosenblüten darauf.
Dann nimmt Mama den Spaten und sagt: „Pflückst Du noch ein paar Blumen, die wir oben auf das Grab legen können?“
Voller Eifer macht sich das Mädchen an die Arbeit.
Mama hat das Grab nun mit Erde zugedeckt.
Das Mädchen legt gelbe und rosa Blumen auf das Grab, ordnet sie zuerst als Fächer an. Dann sammelt es die Blumen wieder auf und legt sie in Herzform auf die frische Erde.

Penelope beerdigt mit ihrer Tochter Kaninchendame Eva.
Bild mit WindowsPaint erstellt. (c) penelopeschreibt.blogspot.de
 

2 Kommentare:

  1. Oh nein, wie traurig... :-( aber dennoch eine schöne Geschichte zugleich. Liebe Grüße und unser herzlichstes Beileid - vor allem an das Mädchen von uns.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, Ylva. Für das kleine Mädchen war es der traurigste Tag ihres Lebens. Aber man kann in der Geschichte schon sehen, dass sie wieder lachen kann. Kinder sind großartig.

      Löschen

Danke, Penelope freut sich. :-D

Persönliche Nachrichten könnt Ihr mir dann auch gerne noch hierhin schicken: penelopeschreibt [at] gmail.com